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Ein neuer Zugang zum Fort Monostor
Komarom, H
Bachelorthesis
2015
Der Mensch und seine Umwelt
Im Hinblick auf den aktuellen Umgang mit der Donaubastei, welcher zu sehr auf eine touristische Entwicklung des Fort Monostor ausgerichtet ist und dabei das Denkmal in den Hintergrund rücken lässt, dienen die Ansichten Alois Riegls zum Umgang mit Denkmälern als Ausgangspunkt meiner Konzeption. Für ihn steht nicht die ewige Erhaltung des Denkmals an sich im Vordergrund, sondern vielmehr die Bedeutung die es für die Menschen hat. So bilden Denkmäler Orte, an denen sich der Mensch besinnt und mit dem Kreislauf des Werdens und Vergehens konfrontiert wird. Nach Riegl sucht und benötigt der moderne Mensch diese Erfahrungsmöglichkeiten, die ihn aus dem täglichen, chaotischen und hektischen Lebenskampf herauslösen und an einen übergeordneten, vielleicht sogar göttlichen Prinzip oder Ordnungssystem teilhaben lassen [vgl.: Spital - Frenking 2000]. Bedenkt man hierbei, dass diese Aussage bereits im 19. Jahrhundert getroffen wurde, und „Burnout“ heutzutage fast schon als Modewort gilt, wird deutlich, dass Riegls Ansichten aktueller sind denn je. Diese fortschreitende Entwicklung und die Idee der emotionalen und geistigen Erschöpfung entgegenzuwirken sind der Ursprung meiner Konzeption Raum zu gestalten, in dem der Mensch die Möglichkeit hat sich selbst zu reflektieren und sich in einem übergeordnetem System aufgehoben zu fühlen. Um einen Ort zu schaffen, der diese Möglichkeit bietet, muss jedoch zuerst analysiert werden, was die Ursachen der Entfremdung des Menschen von seinem Umfeld sind. Daraufhin sollen Lösungsansätze für den Mangel einzelner Faktoren gefunden und diese in Architektur manifestiert werden.
Idee
Es muss Raum geschaffen werden, in dem die Architektur die Wahrnehmung auf den Rezipienten lenkt. Er muss die Möglichkeit haben sich selbst zu reflektieren und sich einem übergeordneten System bewusst zu werden. Die Bewegung durch den Raum soll ein aktives Auseinandersetzten mit den Gedanken der Person erzielen, welche in seiner alltäglichen Umgebung vernachlässigt werden. Diese Freiheit der Gedanken und das Ausblenden des Alltags erzeugen im Rezipienten eine innere Ruhe. Die Person kann sich auf sich selbst konzentrieren und den Zwängen des hektischen Lebens entfliehen. Eine Relativierung der eigenen Probleme und Aufgaben findet statt, welche als Antrieb zur Bewältigung dieser Schwierigkeiten dienen soll. Die Klarheit des Raums steigert die Konzentration des Rezipieten wodurch ein Nachdenken über Erlebtes stattfinden kann. Hierbei sollen sowohl gute, wie auch schlechte Erlebnisse reflektiert werden. Die im Alltag aufgenommenen Eindrücke können verstanden und verarbeitet werden, um mit neuen Eindrücken besser umgehen zu können.
Entwurf
Am Ufer der Donau beginnend fügt sich der Entwurf als langer Riegel in seine Umgebung ein. Ein als massiver Block ausgebildeter Steg nimmt die Uferkante auf und fungiert als Anlegestelle und Zugang zu der Erweiterung des Fort Monostor. Ohne von der Fassade der Donaubastei abzulenken, welche bis auf den Eingang der einzige Punkt ist, an dem das Fort von Außen wahrgenommen werden kann, führt er den Besucher unter die Erdoberfläche. Durch einen Gang, welcher sich an den Steg anschließt, wird der Besucher tiefer in das Erdreich geleitet und hat die Möglichkeit, Zeit in den kleinen Zellen zu verbringen, welche sich an den Weg angliedern. In der Mitte dieses Weges liegt ein Erschließungsschacht, welcher den Besucher direkt in die Donaubastei führt. Er liegt unterhalb der Hohltraverse, wo früher Waffen und Munition mithilfe eines Seilzugs auf die veschiedenen Ebenen der Donaubastei transportiert wurden. In diesem Schacht findet ein Aufzug Platz, welcher die Erweiterung mit der Donaubastei verbindet. Folgt man dem Weg, gelangt man zum Kreuzgang, welcher das Gedenken an die im Zusammenhang mit dem Fort Monostor Verstorbenen, erhalten soll. Im Zentrum des Kreuzgangs befindet sich die Kapelle, die den Mittelpunkt der Erweiterung darstellt. Folgt man dem Kreuzgang weiter, gelangt man zu einer Treppe, über die man die Freilichtbühne im Innenhof der Donaubastei erreicht. Sie ersetzt die mobile Tribüne und öffnet den Innenhof zum donauseitigen Teil der Donaubastei. Dort befindet sich auf dem untersten Geschoss eine Ausstellung in der die Geschichte der Donaubastei veranschaulicht wird.
Material
Das symbolische Anlegen der Erweiterung unter dem Horizont wird durch die Wahl des Betons als Materialität gesteigert. Mit Wandstärken von bis zu 60cm wird die Massivität des Erdreiches in den Innenraum übertragen. In 15cm hohen Schichten wird das Material frisch in frisch betoniert, wodurch der Beton in seiner Erscheinung jeweils nach Produktion variiert und zufällige Schattierungen auf den Wandflächen erzeugt. Alle horizontalen Elemente wie die Treppen und Becken richten sich nach diesem Maß und führen den Bau somit zu einer Einheit zusammen. Als Zuschlag dient das Material des Aushubs um das herausschneiden der Erweiterung aus dem Erdreich zu verdeutlichen. Durch das Entfernen von Materie wird somit Raum geschaffen, der ein neues Ordnungssystem bildet, welches jedoch von seiner Umgebung abhängig ist. Wie aufgeschüttete Sedimente wird die Geschichte deutlich und ermöglicht eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und Gegenwart. Weitere Eindrücke werden durch die natürliche Umgebung geschaffen. Die Wände sind so gestaltet, dass sie sowohl Licht, als auch Regenwasser in die Erweiterung führen. Hierbei bilden die geneigten Wandflächen keine Kanten aus, um dem Beton die Härte, jedoch nicht sein archaisches Erscheinungsbild zu nehmen. So erzeugen die lichtführenden Wandflächen Orientierungspunkte, welche den Besucher durch die Erweiterung leiten. Auch das Wasser, welches ein Symbol der Reinigung darstellt, wird an diesen Flächen in die Erweiterung geführt und verändert mit der Zeit die Oberfläche des Betons. Ein Alterungsprozess der Wandflächen kann stattfinden, welche die Zeit als formendes Element deutlich macht.