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Sorbisches Wissensforum
Bautzen, DE
Wettbewerbsbeitrag für Büro Voigt
mit Florian Voigt, Tobias Voigt und Alina Lamshöft
Bilder:
Lindenkreuz Eggert Bildermacherei & Utopographie
Modell:
Modellbauerei
2023
Ort & Setzung
Es wird der Abschluss des Blockrand-Fragments mittels mehrerer Haussegmente vorgeschlagen. Als Reaktion auf die städtebauliche Unklarheit der großen Baulücken und der stark befahrenen Straße möchte die markante Architektur einen klärenden Mittelpunkt schaffen. Die breite Schaufassade schafft eine Gasse und einen Vorplatz am Lauenareal. Das neue Gebäude für Museum, Bibliothek und Institut überbrückt den unfertigen Zustand im Jetzt und initiiert am Ort einen Städtebaulichen Reparaturprozess. Die Baumaßnahme beginnt in der ersten Bauphase mit der Instandsetzung und Erweiterung der Posthalterei zum neuen Institutsteil mit Bibliothek und Magazin um einen grünem Innenhof für Mitarbeiter, Besucher und Öffentliche Veranstaltungen. Zusätzlich wird eine öffentliche Gasse von Goschwitzstraße zum Lauengraben längs über das Entwurfsgrundstück etabliert. In der zweiten Bauphase schließt das Museum diese Gasse ab und formt in der Länge eine eindeutige Silhouette und Adresse zur Stadt. Im Sockelbereich wird über die ganze Gasse eine Schaufensterfront ausgebildet, die Passanten abwechslungsreiche Einblicke in das Gebäude gewährt und den Hauptzugang beinhaltet. Die ikonische Museumsfassade bezieht Vorhandenes in seine Wirkung mit ein: Der Giebel der Posthalterei wird als Dachmotiv zitiert und als konstituierendes Element des Entwurfs wiederholt. Die Brache des Wendischen Hauses bleibt Optionsfläche für: Vorplatz, Rekonstruktion oder Neubau und Begrünung. Die Gebäudeform aus addierten scheinbar „einfachen“ Giebelfassaden möchte eine symbolische Verwandtschaft zu dem simplen ländlichen Hofgebäude der Oberlausitz schaffen. Die 6 Segmente des Baukörpers staffeln sich entlang der Gasse und geben demVolumen eine robuste Gliederung, die sich in die städtebauliche Körnigkeit der Umgebung einfügt.
Raumfügung
Entlang der neuen „Museumsgasse“ vom Lauengraben zur Goschwitzstraße finden sich Institut, Bibliothek, Magazin und Museum wieder. Das Gebäude nimmt die Maßstäbe der jeweiligen Häuserzeilen auf und setzt sie ins Blockinnere fort. Die öffentlichen Zugänge liegen somit auch entlang der Gasse. Parallel zu dieser erschließt ein langgestrecktes Foyer alle inneren Funktionen.Große Schaufenster-Fronten bieten spannende Einblicke ins Haus und führen in das Foyer. Von dort werden die zwei öffentlichen Funktionen, Museum und Institut, über jeweils eigene Treppenhäuser erschlossen. Im Institut schließen sich über die zwei bestehenden Geschosse Veranstaltungssaal, Magazin, Bibliothek und Werkstätten an. Diese Räume umringen den Hof der Posthalterei und bilden eine eigenen „Klosterhof“. Im Museum folgen die drei Ausstellungsgeschosse vom Foyer, diese sind jeweils flexibel teilbar. Die Ausstellungsebenen werden über einen zentralen Kern mit notwendigen Fluchtwegen, Lastenaufzug und Personenlift erschlossen. Um diesen Kern gliedern sich offene Geschosse, die stützenfrei organisiert sind. Jede Ebene kann mit Trennwänden reversibel in verschieden große Einheiten unterteilt werden. Der Kern verfügt über mehrere Zugänge die eine separate Erschließung der Ausstellungsbereiche ermöglichen. Für Besucher unscheinbar erfolgt vom Lauengraben die Güter-Anlieferung und Zufahrt der Tiefgarage. Hinter einem großen Schiebetor befindet sich der Ladebereich und eine Rampe zur Tiefgarage im Untergeschoss.
Freiräume
Gasse, Lindenhof der Posthalterei und der Hof der ehemaligen Brennerei, sind als grüne Erholungsräume konzipiert. Sie sind nicht unterkellert und werden mit großen Gehölzen, vorzugsweise „sorbische Linden“ bepflanzt. Die Oberflächen sollen versickerungsfähig mit Kies und weitmaschigem Pflaster gestaltet werden um anfallendes Regenwasser lokal versickern zu können. Durch minimale Versiegelung und eine hohe Wasseraufnahmefähigkeit tragen die Flächen zur Klimaanpassung des städtischen Raumes bei. Integraler Teil der Freiraumgestaltung ist eine Begrünung der Ziegelfassaden durch Kletterpflanzen an Rankgittern. Der Bewuchs ist als Teil der sorbischen Identität lesbar und schlägt eine Brücke aus der Tradition der sorbischen Linden in die Zukunft einer klimagerechten Stadtgesellschaft. Konzeptionell weitet sich der neue Freiraum auch auf die Brache am Lauengraben aus. Die Giebelfassaden spannen eine Wirkungsfläche bis zum Lauengraben. Die benachbarte Brache am Lauengraben wird ephemerer Vorplatz und sollte im Zuge der weiteren Entwicklung als Grünfläche oder begrünter Innenhof für Besucher zugänglich gestaltet werden. Der Entwurf legt den Grundstein für eine begrünten Innenraum des Stadtblocks am Lauengraben.
Tragwerk, Konstruktion & Nachhaltigkeit
Der Denkmalbestand wird behutsam instandgesetzt und modernisiert. Die Eingriffe: Erschließung, notwendige Fluchtwege und Durchbrüche sind als Eingriffe ablesbar. Die Fassaden werden ohne Veränderung, nahe zum Erbauungszustand, rekonstruiert. Graue Energie der vorhandenen Substanz wird, wo möglich, erhalten. Die von der Straße abgewandten Dachflächen erhalten Photovoltaik zu Unterstützung der Energieversorgung. Eine moderate Innendämmung mit Holzfaser-Lehmplatten in Kombination mit einer Sole- Wärmepumpe und einem Eisspeicher ermöglicht eine Energieautonomie auch im Denkmal. Die Neubauten werden unter der Prämisse einer Materialsparenden langlebigen Konstruktion geplant. Es wird beabsichtigt in einer konventionellen, günstigen Bauweise einen hohen Anteil von Vorfertigung, nachwachsenden Baustoffen und Recyclingprodukten zu verwenden. Folglich wird der Rohbau als Holz-Hybridkonstruktion errichtet. Dafür werden die Geschosse als Skelettkonstruktion an aussteifende Treppenkerne angehangen. Alle weiteren Wände können, in Abhängigkeit der Nutzung, in Stützen aufgelöst werden um Beton einzusparen. Die Decken sind als Holz-Hybriddecken möglich. So können alle Rohbauelemente im Werk vorgefertigt werden. Es verkürzt sich die Bauzeit bei Steigerung der Bauqualität. Die vorgesehenen Ziegelfassaden sind besonders langlebig und unterhaltfrei, sie werden ebenfalls als Elemente vorgefertigt und montagefertig angeliefert. Sie sind in Teilen aus Recyclingziegeln gefertigt. Zur baulichen Nachhaltigkeit gehört ebenfalls die Verwendung regenerativer Energien. Die Satteldächer weisen hierfür eine optimale Orientierung auf und können großflächig mit PV- Modulen belegt werden ohne das Stadtbild zu beeinträchtigen. Die Freifläche der Gasse eignet sich ideal für Erdwärme-Sonden zur Beheizung mittels einer Wärmepumpe.