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Badehaus
Seelisberg, CH
Studienprojekt
mit Verena Schmid
2017
Wie ein erratischer Block, ein grober Findling, liegt das Badehaus am Ufer des Sees nahe der Gemeinde Seelisberg. Hier, in der „Wiege der Schweiz“, soll der Legende nach das Bündnis der drei Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden geschlossen worden sein, der so genannte Rütlischwur. Ihm gegenüber ragt die steile und zerklüftete Nordwand des Niederbauen Kulm 1923 Meter in die Höhe.
Nur wenige Einschnitte durchbrechen den introvertierten Baukörper und öffnen ihn für erschöpfte Wandernde und müde Badegäste. Das Betreten des Badehauses durch die tiefe Laibung verstärkt den massiven Charakter und erinnert an die mächtigen Felswände der umgebenden Bergwelten.
Im Inneren wandelt sich die abweisende, mit dem Spitzeisen behandelte Betonwand in ein Gefäß der Geborgenheit. Nach kurzer Zeit haben sich die von der Sonne geblendeten Augen an das Halbdunkel gewöhnt, die Hände die sandgestrahlte, warme Oberfläche der Wand wahrgenommen. Der strukturelle Aufbau des Baukörpers folgt dem Turnus einer Badeanwendung, wie sie bereits in antiken Thermenanlagen üblich waren. In der äußeren Schicht finden die Vorbereitungen für die eigentliche Anwendung statt. Dem Blick der anderen Badegäste entzogen wird die Kleidung abgelegt und verstaut , der Körper gereinigt. Über zwei Stufen gelangt man in die innere Schicht des Felsblocks. In diesem Bereich, wo direkter Körperkontakt mit dem Material besteht, sind die Oberflächen geschliffen und poliert, empfindlich und weich. Das Badetuch kann auf den Eichenholzbänken abgelegt werden, während man über eine Leiter das Warmwasserbecken betritt und die Wärmephase beginnt. Am Ende einer Treppe, am tiefsten Punkt, liegt das Zentrum des Badehauses, die Sauna. Sie ist das Herz und bringt die gewünschte Entspannung. Es folgt die Kältephase, welche durch eine kalte Dusche eingeleitet wird und mit einem Eisbad im Kaltwasserbecken endet. Den Abschluss stellt die Ruhephase dar, welche auf einer beheizten Bank im Ruheraum oberhalb der Sauna verbracht werden kann. Diese Abfolge kann beliebig oft wiederholt oder mit Badegängen im See kombiniert werden.
Um einen möglichst autark funktionierenden und robusten Baukörper zu schaffen handelt es sich bei dem Badehaus um eine monolithische Dämmbetonkonstruktion, wodurch komplizierte und reperaturbedürftige Anschlussdetails entfallen. Durch diese enorme Speichermasse kann, mit Ausnahme der Sauna, auf weitere Heizungs- und Verschattungselemente verzichtet werden. Im Sommer bleibt es kühl, im Winter hält es warm. Gleich einem Hypokaustum beheizt der Saunaofen als Herz des Badehauses mit seiner Abwärme nicht nur den Ruheraum sondern auch das Warmwasserbecken. Der Wasseraustausch findet über den See statt, wodurch auf anfällige Filtersysteme und chemische Reinigungsmittel verzichtet werden kann. So wird mit dem Badehaus ein Ort geschaffen, an dem man nach einem aufregenden Tag in der Natur die äußeren Einflüsse auf ein Minimum reduzieren kann und die Reflektion des Erlebten ermöglicht wird. Mit Wertschätzung für das beeindruckende Umfeld soll hierbei jedoch auf eine unnötige Technisierung, sowie übertriebenen Luxus verzichtet werden.