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Augustinerkirche
Erfurt, DE
Wettbewerbsbeitrag für Büro Voigt
mit Florian Voigt und Tobias Voigt
2021
"Chiesa Povera"
Die Augustinerkirche Erfurt wurde als Klosterkirche des Bettelordens der Augustiner-Eremiten erbaut. Die neue Innenraumgestaltung wird von dem Gedanken geleitet, den Kirchenraum in die Stimmung dieser Zeit zurückzuführen.
Das Kloster und die Kirche haben in einer wechselvollen Geschichte seit der Erbauung im 13. Jahrhundert zahlreiche Umbauten, Umnutzungen und Umgestaltungen erfahren. Heute führt dies zu einer Diskrepanz zwischen der kulturellen Bedeutung des Bauwerks und der ungenügenden baulichen Ausgestaltung und Nutzbarkeit.
Die folgenden Eingriffe im Zuge einer sorgsamen Neugestaltung verfolgen dabei das Ziel, dem Bau die Anmut seiner frühgotischen Gestalt zurückzugeben. Eine Gestalt, die auch Luther seinerzeit erlebt haben müsste.
Freilegen des Dachstuhls
Romanische und frühgotische Kirchendecken sind durch ihr sichtbares Gebälk oder Dachstuhl geprägt. Wie viele andere Teile der Augustinerkirche, wurde auch die Kirchendecke mehrfach überformt und neugestaltet und ist in ihrer jetzigen Erscheinung für den Raum unbefriedigend. Die Deckenbalken und die Beleuchtung sind nicht stimmig in die Decke integriert und die Kirchenfenster werden über Orgel und Chor bedrängt.
Der vorgeschlagene Rückbau der Deckenverkleidung macht den historischen Dachstuhl sichtbar und erweitert somit die Raumhöhe über den Kirchenfenstern.
Der Dachstuhl erscheint nun - durch die Ablesbarkeit von Struktur und Statik - ausgewogen zu den Kirchenwänden mit ihren kräftigen Pfeilern. Eindrücklich steht der Kirchenraum auf massivem Steinboden und löst sich leicht im Gebälk des „Deckenhimmels“ auf.
Nutzungsoffenheit & Flexibilität
Die gewünschte Nutzungsflexibilität wird durch den von fixem Mobiliar befreiten Kirchenraum erreicht. In einem ersten Schritt werden alle vermeidbaren Einbauten entfernt, um die Wirkung der sparsamen, armen Erscheinung der ehemaligen Bettelordenskirche nachzuempfinden.
Im alltäglichen Betrieb sollen lediglich die Sakristei und der Chor dauerhaft für die Gemeinde bestuhlt werden. Die gesamte Fläche des Mittelschiffs soll, frei von festem Mobiliar, verschiedenen Nutzungen zur V erfügung stehen. Bewusst wird sich von festen Bestuhlungskonventionen wie der „Parlaments-Bestuhlung“ oder Kirchenbänken befreit. Zu Veranstaltungen mit hohen Besucherzahlen kann dieser sonst großzügige, leere Raum flexibel und kurzfristig mit mehr als 450 Sitzplätzen bestückt werden.
Flexible Möblierung
Die Möblierung folgt dem Konzept der „armen Kirche“. Es werden solide Holzbänke und Stühle vorgeschlagen, die platzsparend gestapelt und nahtlos zu langen Bankreihen aufgestellt werden können. Eine abklappbare Ablage ergänzt die Banklehne für Gottesdienste. Die Möbel sind aus einfachem Kiefern- oder Lärchenholz gedacht und werden als Tischlerarbeiten gezapft.
Die gestapelten Bänke können im Alltag in den neuen Lagerräumen am Nordzugang gelagert werden und stehen dort für große Gottesdienste und Konzerte bereit.
Einbau neuer Emporen
Im Rahmen der Umgestaltung wird vorgeschlagen, die vorhandenen Emporen zu erneuern. Der neue Einbau zieht sich über die gesamte Länge des Seitenschiffs und wird großzügig über zwei symmetrische Treppen erschlossen.
Er ist als einfaches Holzmöbel im Kirchenraum gestaltet und soll aus massiven Nadelholz- Platten in einfacher und archaischer Art die neue Leere des Innenraums ergänzen.
Der Einbau bietet funktionale Vorteile für eine vielseitige Nutzung: Er integriert Windfänge für beide Zugänge, lässt die Empore stufen- und schwellenfrei durchlaufen, enthält Lagerflächen seitlich zum Nordeingang und einen Ausstellungsbereich auf zwei hölzernen Schiebewänden im Seitenschiff. Für Konzerte stehen zusätzliche Sitzplätze mit guter Sicht auf der Galerie zur Verfügung.